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Bericht in der HZ vom 13.02.08
Mit vereinten Kräften
Die Kainsbacher Feuerwehr setzt sich vielseitig ein.
KAINSBACH - Auf eines dürfen die Kainsbacher wirklich stolz sein: Auf ihr Dorfgemeinschaftshaus. Warum? Es ist in schweißtreibender Handarbeit entstanden. Jeder, der wollte und konnte, hat beim Bau mitgeholfen. Und noch etwas ist ungewöhnlich: Das Haus gehört der evangelischen Kirchengemeinde und der Feuerwehr gemeinsam. Seit 2005 haben darum nicht nur die Kirchengruppen einen neuen Saal, sondern auch Erwin Haas und seine Feuerwehrleute. Und ihr Fahrzeug steht in einer funkelnagelneuen Halle.
Das moderne Haus gegenüber der Kirche strahlt förmlich. Es wirkt erhaben — ganz so, als ob es wüsste, dass ein ganzes Dorf über 8000 freiwillige Arbeitsstunden investiert hat, damit es steht, wo es steht. Pünktlich zum 125-jährigen Jubiläum der Feuerwehr war es fertig. Es hat große Fenster, ist hell und einladend. Wenn es draußen dunkel ist, verbreitet drinnen warmes Licht Gemütlichkeit. Auch wenn sie es nicht alleine nutzen — die Kainsbacher haben damit sicher eines der schönsten Feuerwehrhäuser, die es im Umkreis gibt.
In der Halle rechts neben dem Eingang steht einsatzbereit das rote Tragkraftspritzenfahrzeug. Hier riecht es noch ganz neu: Nach Gummi, nach imprägnierten Stoffen und ein bisschen nach Abenteuer. Rings herum an den Wänden steht ein Schrankregal am anderen.
Jedes aktive Mitglied hat sein eigenes. Drin hängen Feuerwehrschutzanzug, Helm, Stiefel, Handschuhe — im Notfall muss es schließlich schnell gehen. „Das ist hier alles noch nicht ganz fertig", sagt Vorstand Erwin Haas, der von Beruf Konstrukteur ist, bescheiden. Doch alles sieht sehr gut durchdacht aus. Die drei aktiven Feuerwehrdamen haben sogar einen abgetrennten Bereich, damit sie sich beim Umziehen nicht beobachtet fühlen müssen.
Für Erwin Haas, Kommandant Thomas Müller und Jugendleiter Alexander Stadelmann ist es dann am schönsten, wenn über das Jahr nichts passiert. 2000 bis 2003 war eine aufregende Zeit für die Kainsbacher Feuerwehrleute: In kurzen Abständen mussten sie zu fünf Großbränden ausrücken.
Doch das neue Haus bringt anscheinend Glück — seit dem Umzug gab es nur Kleinigkeiten. „Nach dem Sturm Kyrill vor einem Jahr mussten wir einen Baum von einer Straße räumen", erinnert sich Thomas Müller und gelegentlich wurden sie nach Unfällen nachalarmiert, um den Verkehr umzuleiten oder eine Straße zu sperren.
Langweilig wird es bei der Kainsbacher Feuerwehr trotzdem nie. Der 1880 gegründete Verein hat 94 Mitglieder. Davon sind 37 aktiv und 16 junge Menschen zwischen 12 und 18 Jahren gehören zur Kainsbacher Jugendfeuerwehr. Deren meisten Mitgliedern ist die Feuerwehr über Eltern und Freunde schmackhaft geworden. „Es sind sogar sechs Mädels dabei", sagt Jugendleiter Stadelmann stolz.
Die Jugendgruppe wurde erst vor vier Jahren wieder ins Leben gerufen, vorher gab es aus Mangel an Nachwuchs lange Zeit keine. Umso mehr freut sich Stadelmann über das Interesse. Rund zweimal monatlich treffen sich er und seine Stellvertreter Christina Beck und Andreas Haas mit den jungen Leuten. Dann machen sie gemeinsame Übungen und tasten sich nach und nach an die Arbeit der Erwachsenen heran. Die Älteren erklären den Jüngeren die Gerätschaften und die Ausbilder sensibilisieren "den Nachwuchs für die Gefahren.
Auch das gesellige und das sportliche Leben kommen bei der Kainsbacher Feuerwehr nicht zu kurz. Zu den jährlichen Höhepunkten zählt das Grillfest, außerdem organisiert Erwin Haas immer wieder mehrtägige Skifahrten in schöne Gebiete.
Und es gibt eine interne Fußballmannschaft mit eigenem Vorstand, die auf dem Sportplatz hinter dem Gemeinschaftshaus trainiert, an Turnieren teilnimmt und selbst welche ausrichtet. Die Fußballer kümmern sich um die Pflege des Platzes — der Rasenmäher hat sogar seine eigene kleine Garage.
Im Frühjahr widmen sich die Kainsbacher immer wieder der Gelände- und Bachreinigung. So auch 2008: Vom Stausee bis nach Mosenhof veranstalten die Feuerwehrleute dann die Aktion „ramma damma" und pflegen die Natur. Und noch etwas Besonderes gibt es im Verein: Er hat nicht nur eine Patenwehr im nahen Schupf, sondern auch in Ober-Kainsbach im Odenwald.
Johanna Finzel