Kainsbach
 Home  Chronik  Tourismus  Vereine  Termine  Sonstiges  Bilder
Die Schenken von Reicheneck und die Burg mit Grundherrschaft Reicheneck

I. Die Entstehung und Entwicklung der Herrschaft Reicheneck bis zum Aussterben des Geschlechts der Schenken von Reicheneck

Die Burg Reicheneck reicht in ihrer Entstehung über das 11. Jahrhundert hinaus, gehörte den Markgrafen von Vohburg und ist 1238 im Besitz des Ritters und bedeutsamen Reichsministerialen Ulrich von Königstein. Dieser war ein treuer Diener des Kaisers (Hohenstaufen) und stiftete 1240 das Kloster Engelthal, weil in der Nähe sein ein einziger Sohn tödlich verunglückt war. Seine einzige Tochter heiratete Walter Schenk von Klingenburg (Klingenberg am Main) der aus einemin hohem Ansehen stehenden mainfränkischen Ministerialengeschlecht stammte und in unserer weiteren Umgebung bereits Besitztümer hatte. Er nannte sich "Schenk", weil er am baierischen Hofe das Mundschenkenamt bekleidete.

Walter Schenk von Klingenburg wurde 1252/53 Herr auf der Reichenecker Burg. Er brachte als Mitgift den Besitz großer Reichsgüter Gottfried von Sulzbürg, der seinen Sohn mit einer Tochter Schenks schon im Kindesalter verehelichen wollte, versuchte, Walter Schenk auf die Seite der stauferfeindlichen Partei zu ziehen. Doch Schenk ließ sich von seiner Treue zu Kaiser und Reich nicht abbringen.

Walter Schenks Tochter Kunigunde (2.Tochter) heiratete kurz vor 1260 Hermann von Stein, den Sohn des Reichsbutiglers Heinrich II. zu Nürnberg. Hermann erwarb mit dieser Ehe die Masse der ehemaligen Königsteiner Besitzungen um Königstein, baute sich die Burg Breitenstein aus und nannte sich 1266 Hermann von Breitenstein.

Durch diese Heirat und die Ausstattung des Klosters Engelthal mit ausgedehnten Königsteiner Besitzungen im Hammerbachtal waren namhafte Besitztümer der Grundherrschaft Reicheneck verloren gegangen.

Doch den Reicheneckern gelang der Erwerb bemerkenswerter Rechte und Ländereien. So erhielt noch Walter Schenk von Klingenburg wohl von König Konrad IV. stattlichen Reichsbesitz aus der Vogtei Hersbruck. Vor allem seine Söhne, die sich seit 1278 Schenken von Reicheneck titulierten, waren nicht zimperlich, auf lautere oder unlautere Art zu Besitz und Macht zu kommen.

Nach dem Tode des letzten Hohenstaufen Konradin während des Interregnums, der kaiserlosen Zeit, wo es keinerlei Reichsgewalt gab, entstand für ein halbes Jahrhundert auch an der Pegnitz ein politisches und militärisches Vakuum in dem die machtpolitisch zustehen den Baiernherzöge wegen dynastischer Querelen nur sehr schwach ihre Ansprüche und Rechte aufrechterhalten konnten. Das nützten die Lan desherren und ehemaligen Reichsministerialen aus, ungestraft ihren Eigenbesitz durch Aneignung, vor allem von Kirchengut, erheblich zu vergrößern. So entwickelte sich in unserer Gegend eine Reihe kleiner Herrschaftsgebilde ( Neidstein, Rothenberg, Henfenfeld, Breitenstein), die außer Grundherrschaft und Niedergericht oder Vogtgewalt über Kirchengut bald auch Stock und Galgen innehatten. An der Spitze dieser Ministerialengruppe standen die Schenken von Reicheneck.

So entstand in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts und um 1300 mit der Burg Reicheneck als Zentrum in unserer nächsten Nähe die ausgedehnte Grundherrschaft der Schenk von Reicheneck´schen Reichsdienstmannen. Dienstleute des Königs hielten selbst glänzend Hof und schufen sich ein eigenes ritterliches Gefolge. Letzteres, diente entweder auf der Herrenburg oder saß auf eigenen wehrhaften Burgen und Schlössern, welche den Sitz des Dienstherren Reicheneck wie eine Sperrkette umgaben. Diese reisigen, also im Auftra ge der Schenken Kriegsdienste zu leistenden Vasallen standen un ter der Lehensherrschaft der Reichenecker Reichsministerialen. Im Jahre 1289 ist sogar noch die Rede von "eygen lyuthe" d.h von leibeigenen Rittervasallen!! Die Reichsministerialen waren zu Herren aufgestiegen, die  in ihrer Stellung mit den alten Grafengeschlechtern konkurrieren konnten. 'Man kennt 17 (!) solcher Dienstmannengeschlechter, darunter die Lichtensteiner und etliche Eschenbacher Ritterfamilien wie die Türriegel, Lochner. Nach G. Vot waren diese Reichenecker Schenken etwa 180 Jahre lang die tragende Schicht der königlichen Hausmachtpolitik. (Adel, S.4/5) Begünstigt wurde diese Entwicklung dadurch, dass die Schenken fast ein halbes Jahrhundert die Vogtei von Hersbruck im Dienste der Baiernherzöge innehatten. Um 1300 verlegte Konrad I. Schenk von Reicheneck den Vogteisitz vom Hohenstein nach Hersbruck. Nachdem Reichssalbüchlein von etwa 1300 gehörten zu seinem Besitz "uz der vogthey ze Hersprucke der hueb und der heofe sint sehs undsehtzig". Außerdem waren sie in ihrer Vogtzeit auch Vögte der Propstei des Klosters Bergen. Schon ab der Mitte des 13. Jahrh. war ein großer Teil des klösterlichen Besitzes völlig der Ausbeutung durch die Vögte ausgeliefert. Ganze Dörfer, wie Lieritzhofen und Guntersrieth waren an die Vögte verloren gegangen (Engelthal S.17). So konnte das Kloster Bergen um 1300 aus seiner Propstei kaum mehr als 40 lb hl an jährlichen Einnahmen erzielen.

Auch der Anspruch auf die hohe Gerichtsbarkeit resultierte aus der Zeit des Interregnums, wo sich die Schenken wie viele andere Reichsministerialen alte Rechte einfach anmaßten und ihre Zuständigkeit  einfach deklarierten. Ihr Anspruch auf die Hochgerichtsbarkeit wurde dadurch begünstigt, dass sie seit der Verlegung der Vogtei nach Hersbruck in unmittelbarer Nähe des Vogteisitzes residierten. Da sich, um1300 beginnend, aus dem Landgericht Sulzbach  einzelne Hochgerichtssprengel schälten, griff Konrad I. Schenk v. R. nach "Stock und Galgen". Als Vögte und Richter behaupteten die Schenken nun zu Hersbruck das Vogteigericht nachweislich bis 1323, wahrscheinlich bis zum Vertrag von Pavia 1329.

Auf alle Fälle entzogen nach dem Hausvertrag von Pavia die pfälzischen Wittelsbacher den Schenken das Vogtamt. Um Halsgericht und Fraiß entspannen sich in Zukunft langwierige Prozesse und Streitigkeiten . Der unangefochtene Besitz eines Fraißbezirkes hätte für die Schenken die Grundlage für ein selbständiges Territorium bedeuten können, doch diese Erwerbsabsicht brachte viel Ärger, ja Krieg ! Die Situation, in der die Schenken von Reicheneck sich um 1300 befanden kennzeichnet Voit so : "Die damalige Stellung des Geschlechts und die umfangreichen Besitzungen und Rechte hätten wohl an anderem Ort bei günsterigen Verhältnissen zur Landesherrschaft geführt!" 1111 Doch schon um diese Seit der höchsten Blüte begann der Niedergan des Geschlechts. Eine Reihe von Vasallengeschlechtern konnten ihre Selbständigkeit erringen und eigene Grundherrschaften bildent so die Lichtensteiner, ferner Artelshofen, Thalheim, in Eschenbach die Türriegel usw. Die Steuerhoheit des Pflegers von Reicheneck über die Landsassengüter Artelshofen, Eschenbach und Vorra noch am Ende des Alten Reiches 18o6 deutet auf die Machtverhältnisse in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts hin.

Ein weiteres Symtom des Niedergangs war die Betätigung als Raubritter die 1325 zur Zerstörung der Feste zum Turm bei Ced  führte  und die Gegnerschaft der Reichsstadt Nürnberg heraufbeschwor!

Jm Jahre 1347 versuchte die Konrad´sche Linie der Schenken die An kennung ihres Halsgerichtes mit Waffengewalt zu erzwingen. Die Thronwirren im Reich, die parallel verlaufende Fehde der befreundeten Schlüsselberger gegen Baiern und die dadurch in zweifacher Hinsicht in Bedrängnis geratenen Baiern verleiteten die Schenken dazu, den Wittelsbachern auch ihrerseits die Fehde anzusagen. man erklärte den Pfalzgrafen Rudolf II. , Rupprecht I. und Rupprecht den Krieg!  Das Haupt des Komplotts war wohl der Familiensenior Konrad III., der Krieger. Die Schenken verbündeten sich mit Bischof Friedrich I. von Bamberg, der auch gegen die Wittelsbacher in Fehde lag. Als Gegenleistung übertrug der Reichenecker dem Bischof die Lehenschaft über die halbe Burg Reicheneck!!!! Die Fehde weitete sich ausq als sich Nürnberg zu den Feinden der Schenken gesellte. Jm Gegenzug fielen Konrad V. , Ulrich VI. und Walter III. von Reicheneck über das Kloster Engelthal her, um ein gewaltsame Klärung zu erzwingen. Am 4. August 1347 kam jedoch ein Vergleich mit den Nonnen überraschend zustande : Die Reichenecker verzichteten auf alle AnsprUche gegenüber dem Kloster, und die Nonen zahlten 50 lb hl Nach dem Tode König Ludwigs des Bayern und der Niederringung des verbündeten Schlüsselbergers wendeten sich die bisherigen Gönner von den Schenken ab. Auch die erhoffte Unterstützung durch König Karl IV. blieb aus. Völlig isoliert, mußten sich die Heichenecker am 31. Oktober 1348 unterwerfen! Konrad III., Ulrich usw. erklärten, daß alle II aufleuf und misseheling mit ihren lieben gnedige herren" den Pfalzgrafen und der Stadt Nürnberg sollte "alles ver sunete sach sein". Ein Schiedsgericht bestimmte, daß die Schenken "den Pfalzgrafen 10 Jahre mit Burg Jahre mit Burg Reicheneck gewarten und 4 Jahre für den Schaden dienen, außerdem der Stadt Nürnberg den Schaden ersetzen" sollten. Dafür verziehen die Wittelsbacher den Schenken von Reicheneck "alle aufleufe, crieg und Anspruch''.

Die politisch angestrebte Rolle der Schenken war ausgespielt.

Nachdem sich die Schenken 1348 unterworfen hatten kennzeichnen Verkäufe, Teilungen und Familienzwistigkeiten die weiteren Geschike des Geschlechts.

Bischof Friedrich I. von Bamberg, selbst ein Hohenlohe, verlieri die ihm zu Lehen gegebene halbe Burg Reicheneck an Ludwig von Hohenlohe weiter, der 1353 seine Lehensrechte an Böhmen übertrug. Die Bamberger Lehensherrlichkeit gelangte am 25. Juni 1358 ganz an die Krone Böhmens (Karl IV!). Die andere Hälfte blieb freies Eigen der Waltertschen Linie der Schenken von Reicheneck.

Die letzte große Persönlichkeit der Schenken war Ludwig II. Schenk von Reicheneck. Er hatte 4 Töchter, wovon zwei Engelthaler Nonnen wurden, während die anderen beiden die Gebrüder von Absberg heirateten, an die nach Ludwigs Tod 1395 Reicheneck fiel.

Die Schenken von Reicheneck erloschen mit Friedrich II. im Jahre 1411; die letzte Schenken starb nach 1458 als Klosterfrau zu Engelthal.

So endete ein Geschlecht, das unter Walter Schenk von Klingenburg und seinen Nachfolgern höchstes Ansehen genoß, von dem Mitglieder Reichsfürsten und Bischöfe wurden, dem es aber trotz mancher Ansätze nicht gelang, aus den umfangreichen Besitzungen und Rechten, ein reichsunmittelbares Territorium zu bilden.

 

II. Das Geschlecht der Schenken von Reicheneck:

Durch die Verheiratung mit der Tochter Ulrichs II. von Königstein gelangte Walter Schenk von Klingenburg (Degratia pincerna dictus de Clingenburch = von Gottes Gnader Schenk vor. Klingenburch) in den Besitz von Burg Reicheneck und der Herrschaft Königstein.  Jm Jahre 1243 wird er als Schwiegersohn ' ie  Ulrichs II. von Königstein erstmals erwähnt und nach 1252 dessen Universalerbe. Er ist der eigentliche Stammvater des Geschlechts der Schenken von Reicheneck. Er entstammte dem edelfreien Geschlecht der unterfränkischen Schenk von Klingenburg (:,Klingenberg) und Prozelten, die in den Dienst der Staufer getreten waren. In einer bischöflich Eichstätt'schen Bekundung aus dem Jahre 1244 wird Walther Schenk V. Klingenburg auf Reicheneck als Ministeriale und Schenk am Kaiserlichen Hofe bezeichnet. Dabei wird ferner ausgesprochen, daß Walther und seine Vorfahren seit alter Zeit von der Eichstätter Kirche den Zehenten zu Swinach, dem späteren Engelthal, als Lehen innehatten. Nach K. Thier Mann Heimat 3/29) ergibt sich daraus, daß die Schenk schon längere Zeit vor 12449 etwa seit Mitte des 12. Jahrhunderts in der Hersbrucker Gegend Rechte besaßen und wohl auch selbst ansässig waren. Der Familientradition getreu hielt auch er unerschrocken zur Partei des Kaisers, in diesem Falle Konrads IV. . In den Regesten der Eichstätter Bischöfe findet sich diesbezüglich folgen der aufschlußreiche Hinweis : Die Gegner der späteren Hohenstaufen, insbesondere der im näheren Süden unserer Gegend mächtige Gottfriet von Solzburg (Sulzbürg) versuchte nach sei  ein verräterischen Abfall vom Kaiser den Walter Schenk auch auf die Seite der "Kirche", d.h. des Papstes, und der von diesem   begünstigten Gegenkönige hinüberzuziehen. Zu diesem. Zwecke verlobte der Sulzbürger seinen noch in der Wiege liegenden Sohn mit der gleichfalls noch kindlichen Tochter Walters in eidliche Form.  Dies hielt indessen Walter nicht ab, auch König Konrad IV. dieselbe Treue zu beweisen und seinen Einfluß für ihr. in die Wagschale zu legen, wie er schon dessen Vater Friedrich II. gegenüber sie geübt und es getan hatte.  Daraufhin wurde vom Papst die Kindsverlobung wieder gelöst!!!  Auch wurde der Reichenecker als Kirchenfeind diffamiert. Doch das störte ihn in keiner Weise. Jm Gegenzug verzichtete am 27. April 1267 auf all Vogtrechte über das Kloster Engelthal. Noch 1265 wird er als Schenk am kaiserlichen Hofe genannt. Für seine Treu stattete ihn Konrad IV. mit reichlichen Besitzungen aus, und so gelangte er auch in den Besitz großer Reichsgüter Aus der Vogtei Hersbruck. Vermerkt soll noch werden daß er 1253 die von Ulrich II. von Königstein geerbte Burg Rosenberg an Graf Gebhard von Hirschberg gegen Lehen des Friedrich Truchseß von Sulzbach vertauschte.  Um 1275 war er tot. (Heimat 3/29) Er hatte 5 Kinder:

Sohn Albert, von dem wenig bekannt ist
Tochter Eisbein, die von der Kindeserlobung betroffen war und Nonne zu Engelthal wurde
Tochter Kunigunde, 126o Gemahlin des Hermann "von Praitenstein.
Söhne Konrad I. und Walter.I. , welche erstmals 1275 in Urkunden als Chunradus I. et Walterus I. pincerna de Richenecke erscheinen. Jhr Vater Walter Schenk von Klingenburg gilt allgemein als der bedeutendste Vertreter seines Geschlechts.

Die beiden Brüder Konrad I. und Walter I. nannten sich anfangs noch Schenk von Klingenburg, seit 1278 jedoch Schenk von Reicheneck und gelten deshalb, weil sie die ersten Namensträger "von Reicheneck" waren, als die Stammväter der beiden Reichenecker Linien. Eine gewisse Zeitspanne scheinen sie gemeinsam das väterliche Er be verwaltet zu haben; denn ab 1275 kommen ihre Namen gemeinsam in 25 Urkunden als Zeugen, Siegler und Bürgen vor. Bis 1322 ist feststellbar daß sie immer wieder gemeinsam handelten.

Beide waren zweifellos bedeutsame Vertreter ihres Geschlechts und werden 1307 als Ministerialen am kaiserlichen Hofe bezeichnet. Sie vermehrten Besitz und Rechte erheblich, wobei sie in der Wahl ihrer Mittel in zeitgemäßer Manier (seit 1268 ist die kaiserlose Zeit) nicht zimperlich zu Werke gingen. Beider Schwiegervater war "dominus Cunradus de Erenvels".

An diesen und die beiden Reichenecker versetzte Herzog Ludwig wo Baiern 1278 das Dorf Heldmannsberg. Die Brüder eigneten 1286 dem Kloster Engelthal den Zehnten zu Hegendorf ( ein Eichstätter Lehen), welchen Traibot von Albersdorf von den Schenken zu Lehen trug. Sie werden 1289 u.a. als Gutsherren zu Arzlohe und Mittelburg genannt Heimat 3/29,S.2o). 1291 eigneten sie 1 1/2 Huben zu Mittelburg, als Lehen vordem an die Türriegel vergeben, dem Kloster Engelthal, nachdem die Türriegel dieses Lehen den Nonnen bereits gestiftet hatten.

Am 24. August versprachen Konrad I. und Walter I. den Herzögen Rudolf und Ludwig von Baiern, ihnen die Burg Neidstein vorbehaltlich der lehensherrlichen Genehmigung des Bischofs von Bamberg abzutreten. Neidstein war nach dem Tode Heinrichs III. von Neidstein als Bamberger Lehen an die Schenken gekommen. Jhren drei Töchtern, die Nonnen zu Engelthal waren gaben sie in August 13oo das Eigen zu Mittelburg, das nach dem Tode der Sehen kinnen an das Kloster fallen sollte. Jm Mai 13o4 verkauften sie 1 Mühle zu Öd um 59 1/2 lb hl an Heinrich Holzschuher. Am 1. Mai 13o7 mußten Konrad I. und Walter I. , "die Schenken Von Reicheneck, imperalis aule ministeriales", mit ihren Frauen dem Kloster Kastl mehr als 8 Höfe und Güter als Schadenersatz "nach Irrungen" zukommen lassen!! Am lo.Juli 1317 baten die Brüder Bischof Philipp von Eichstätt, dem Kloster Engelthal den Zehnten zu Hegendorf zu eignen.

Um 1321 muß es zu Händeln mit den Engelthaler Nonnen gekommen sein. Konrads Söhne begegnen gemeinsam am 28. Februar 1322 mit ihrem Vater, als dieser den Streit der Schenken mit dem Konvent zu Engelthal beilegte. Dabei sagten sie zusammen mit Walter I. Schenk von Reicheneck und dessen Söhnen ihre eigenen Leute, die zu Offenhausen auf Klostergütern saßen und von Heinrich II. und Ludwig I. Schenken von Reicheneck hart bedrängt worden waren, wegen ihres Schadens ledig und frei.  Es waren schon seltsame Zustände : Die Güter gehörten dem Kloster, die damit belehnten Bauern waren Reichenecker Untertanen l! Daß in eigener Sache die Reichenecker zugunsten der eigenen Untertanen entschieden, wer will es ihnen verübeln

Nun noch einige spezielle Bemerkungen über die beiden Brüder.

K o n r a d I. Schenk von Reicheneck : Er wird 1278 als Schwiegersohn des Cunradus de Erenvels genannt 1299 als Schwager des Heinrich I. von Ehren fels.
Im Jahre 1296 wird er als Unparteiischer im Schiedsgericht zwischen Herzog Rudolf von Baiern und Gebhard von Hirschberg erwähnt.

Nach dem Reichssalbüchlein hatte um 1300 der "Schenke von Rechenekke uz der vogttay ze Herspruke inne" u.a. die Dörfer Stallbaum, Waizenfeld, Aicha, Förrenbach, ferner 7 Güter in Happurg usw. insgesamt 66 Huben und Höfe ( wohl aus der Vogtei). Dazu kamen noch 2 Höfe in Eschenbach und das ganze Dorf Guntersrieth ( wohl aus der Propstei). (Adel,S.173) Konrad heiratete in zweiter Ehe Agnes, die Witwe Heinrichs !II. vor Neidstein, womit auch Neidstein endgültig in den Besitz der Schenken gelangte. Beide gaben 1303 dem Kloster Engelthal 1 Hof zu Eschenbach für Sophia von Neidstein, Tochter der Agnes aus erster Ehe.

1309 wird Konrad von den Herzögen von Baiern mit anderen zusammen als Bürge benannt.!! Er ficht gegen den Richter von Auerbach in der Gegend von Plech, wofür König Ludwig 1317 verschiedene Entschädigungen zahlen mußte. So erhielt Konrad vom König für seine Dienste eine Reihe Illschwang Güter, wohl zum Kloster Reichenbach gehörig; denn Abt Otto löste noch 1317 die Vogteirechte mit Geld aus.

Am 25. April 1321 verpflichteten sich Konrad I., der "alte Schenk von Reicheneck" und sein Sohn Konrad II. der Mayr" König Ludwig im Kampfe gegen Herzog Friedrich (Gegenkönig) und dessen Verbündete beizustehen. Doch schon am 26. August 1325 verbot derselbe König Ludwig zu München den Wiederaufbau der Schenk´schen Feste zum Turm im 'Neiden thal, nachdem die Nürnberger diese zerstört hatten (Siehe Raubritter). Konrad muß sich also vorher als Raubritter betätigt haben !! Trotz dieses Tatbestandes behielt Konrad I. anscheinend die Gunst des Königs Ludwig; denn am 23. Mai 1323 war"Chunrad (I.) Schenche ze Richenekell, genannt der Maierg weiter in seiner Eigenschaft als Vogt Richter zu Hersbruck, wobei er in einem Streit zwischen den Breitensteinern und Kloster Engelthal entschied.

Als Vogt über die Vogtei Hersbruck mit ursprünglichem Sitz auf dem Hohenstein hatte er vermutlich um 130o den Sitz nach Hersbruck verlegt. Am 13. Dezember 1324 verlieh Konrad, der alte Schenk, mit seiner Frau Agnes und seinen Söhnen Heinrich I. dem Chorherren, Konrad II. Maier, Konrad III. Krieger, Ulrich III Peter, Thomas und Paldwin (= Balduin) 2 1/2 Huben zu Hohenstadt (!) an Heinrich Geusmid.

Der alte Schenk musste noch erleben dass den Reicheneckern nach dem Hausvertrag von Pavia 1329 von den nunmehr zuständigen Landesher ren, den pfälzischen Wittelsbachern, das Vogtamt entzogen wurde.

Jm Jahre 1335 war er tot (Heimat 8/32,S.58). Sein Jahrtag wurde von den Engelthaler Nonnen am 23. April gefeiert.

Seine Söhne waren : Konrad II. Maier, Konrad III. Rauber (auch Krie ger genannt), Ulrich III., Peter, Thomas, Balduin (Paldwin), Walter II., Bartholomäus, Heinrich I., Chorherr zu Regensburg.

W a l t e r  I. Schenk von Reicheneck : Er führte in seinem Siegel das Beiwort "Miles" und war, wie sein Bruder 1275 mit einer Tochter Konrads von Ehrenfels verheiratet. Ihm versetzte Königin Beatrix für die in ihrem Dienst er littenen Schäden die reichseigenen Leute zu Offenhausen, die er bis 1326 behielt. Jm Juli 1331 war er tot. Seine Söhne waren Ulrich II., Heinrich II., Ludwig I., Heinrich III. und Wernt I.

Dr. Wiedemann vermutet, dass die Reichenecker Güter anfänglich in ungeteiltem Besitz der beidenBrüder sich befanden und vielleicht erst nach deren Tod unter die beiden Linien aufgeteilt wurden.

 

III. Das S c h i c k s a l Reichenecks nach dem Aussterben der S c h e n k e n von Reicheneck

Als Ludwig II. Schenk von Reicheneck um ( 22.September) 1395 seine Augen schloss, kam der Hauptanteil an Reicheneck aufgrund eines Erbvertrages von 1384 an seine Schwiegersöhne Hans und Heinrich von Absberg. Unmittelbar nach dem Tod Ludwigs II. stritten sich Linhart von Henfenfeld auf dem Lichtenstein und die Absberger um Erbteile an Burg und Herrschaft Reicheneck. Beide Parteien standen am 12. Januar 1396 vor dem Landgericht Sulzbach, doch scheint hierbei Linhart ins Hintertreffen gekommen zu sein.

Die beiden Absberger waren sodann in verschiedene unerquickliche Rauf  bzw. Raubhändel verwickelt  denn 1397 mussten sie geloben, keine Räuber (!) auf ihrer Feste zu beherber gen bzw. diesen Unterschlupf zu gewähren.Wegen Bruch dieses Versprechens wurde ihre Burg auf Befehl König Wenzels zerbrochen und Ihr Wiederaufbau durch König Rupprecht 1401 untersagt.  die Burg wurde jedoch neben (!) der bisherigen bis spätestens 1416 wieder neu erbaut.

Um 1411/12 stritten sich die zwei Absberger und Werner von Pars berg um die Bamberger Lehen die der letzte Reichenecker Fried rich II. noch innehatte, wobei anscheinend der Parsberger die Oberhand behielt.

Ab 1414 gab es neue Verwicklungen um Reicheneck. König Sigismund hatte in diesem Jahre Hans von Absberg das Halsgericht zu Reichereck verliehen, worin Herzog Johann von Bayern eine ungerechtfer tigte Beschneidung der Befugnisse seines Halsgerichts zu Hersbruck erblickte. Der Streit wurde 1418 durch den Verzicht Hein richs von Absberg auf das Halsgericht zugunsten Hersbrucks beigelegt. Margarete (Schenkin v. Reicheneck), Gemahlin des Hans v. Absberg, gab am 9. August 1414 die Einwilligung zum Verkauf von Gütern zu Arzlohe durch ihren Sohn Heinrich von Absberg.

1415 hatten die Absberger Reicheneck an Konrad Truchseß von Pommersfelden verpfändet, der 1421 mit Herzog Johann in Streit geriet, weil der Truchseß angeblich von der neuerbauten Feste aus des Herzogs Hintersassen belästigte II!! Um 1425 gaben die Absberger und der Truchseß von Pommersfelden den Besitz von Reicheneck auf.

Eine Hälfte erwarb Albrecht von Egloffstein, die andere Wigleis Schenk von Geyern. AnsprUche der Wolfsteiner auf Schloß Reicheneck wurden 1432 zufolge eines Schiedsspruchs von Markgraf Fried rich durch die beiden Besitzer mit einer Zahlung von 400 Gulden abgegolten. Die Egloffstein und die Geyern kamen wegen des Wohnrechts auf der Burg in Streit, der ebenfalls 1434 von Markgraf Friedrich von Brandenburg zu Cadolzburg geschlichtet wurde.

Der Geyern'sche Teil gelangte von Hans Schenk von Geyern 1444 an dessen Schwiegersohn Jörg von Seckendorf auf Obernzenn, der sei nen Besitzanteil 1459 an die Wittelsbacher verkaufte.

Die Egloffsteiner Hälfte wurde von Hartung von Egloffstein eben falls an die Bayerherzög verkauft und zwar 1472.

Die stark verkleinerte Herrschaft Reicheneck gelangte so im 15. Jahrh. nach wiederholtem Besitzwechsel und Teilung an Baiern Landshut, allerdings nur bis 1504; denn da kam sie in den Besitz der Reichsstadt Nürnberg.

 

V. Die B u r g  R e i c h e n e c k

Vorneweg etwas Reicheneck Romantik. Hans Stiegler schreibt. 1935 Über die Burg:

"Jn grauer Vorzeit das Gebiet in weiter Runde beherrsche Richter und Beschützer des hörigen Volkes, Vorposten gegen das Slawentum im Osten, unzählig oft umbrandet vom Kriegslärm raubender, sengender mordender Soldateska; im großen Krieg bald nürnbergisches Volk und Schweden, bald Kaiserliche: So lassen vergilbte Blätter uns Reicheneck schauen. Nichts ist geblieben von der alten Herrlichkeit als Schutt und Stein. Jm einstigen Burggraben an der Ostseite weiden friedlichZiegen, die uns neugierig nachschauen als wir durch das baufällige Burgtor treten. Niedrige Fensterlein mit den runden, bleigefaßten Butzenscheiben einer längst verrauschten Zeit starren mißtrauisch auf uns nieder. Ein gepflasterter Weg mit tief ausgefahrenen Geleisen führt in den Burghof. Über die zerbröckelten Bastionen und Mauern hinweg lugt man mit weit umfassendem Blick hinaus in das blühende Land. Greifbar nahe ist das verwitterte Steingesicht des Hohlen Fels. Tausend Jahre waren ihm wie ein Traum er sah die Burg erstehen und zerfallen durch Menschenhand. Zwei einfache, aber saubere Häuser stehen im grünen, Rasen des Burghofes. Wir fragen nach dem alten Brunnen, den vor genau 300 Jahren der Rat der Stadt Nürnberg unter großen Kosten graben ließ bis in eine Tiefe von 63 Mietern. Er sei schon längst verschüttet, erfahren wir, ein Apfelbaum steht jetzt dort, wo ehedem das kostbare Wasser aus der Tiefe heraufgezogen wurde. Nach Dr. Schmidt reicht die Burg in ihrer Entstehung über das 11. Jahrhundert hinaus und gehörte den Markgrafen von Vohburg auf dem Nordgau, deren Geschlecht 1204 ausstarb. Jm Jahre 1238 wird die Veste als "castrum Richenekke" als Besitztumdes Ulrich von Königstein. genannt. Auf dem Erbwege gelangte 1252/53 die Burg in den Besitz Walter Schenks von Klingenburg und damit in die Hände der Schenken von Reicheneck.

1347/48 wurde die Hälfte der Konrad'schen Linie dem Bischof von Bam berg zu Lehen aufgetragen, der die halbe Burg an Ludwig von Hohen lohe weiterverlieh, welcher 1353 seine Lehensrechte an Böhmen über trug. Die Bamberger Lehensherrlichkeit gelangte am 25. Juni 1358 ganz an die Krone Böhmens (Karl IV.). Die andere Hälfte der Burg, der Walter´schen Linie gehörig, blieb freies Eigen, wurde aber 1373 auch Böhmen geöffnet.

Als letztem Schenken von Reicheneck gehörte Ludwig II. die Burg, der anscheinend die restlichen Besitzungen der beiden Schenk´schen Linien in der Hauptsache in Händen hatte. Nach seinem Tod fiel die Burg an die Brüder Hans und Heinrich von Absberg. Als Raubritternest wurde die Burg 1398 von den Nürnbergern im Auftra ge des Königs zerstört, jedoch bis spätestens 1416 trotz Verbot wie der aufgebaut. Nach mehrmaligem Besitzerwechsel gelangte die Burg in den Jahren 1459 bzw. 1472 durch Kauf in den direkten Besitz der Herzöge von BaiernLandshut. Wiederum durch Kauf fiel die Burg nach dem Landshuter Erbfolgekrieg 15o4/o5 an die Stadt Nürnberg. Jm 2. Markgräflerkrieg ließ Markgraf Albrecht Alcibiades von Ansbach die Feste ausrauben und bis auf die Grundmauern niederbrennen.

Nach dem Wiederaufbau durch die Stadt Nürnberg war die Burg erneut Sitz eines Nürnberger Pflegers. Jm Jahre 1806 kam die Burg an Bayern

Im Jahre 1807 wurde sie auf Abbruch verkauft.”